„Burnout“ ist ein Sammelbegriff und steht für einen emotionalen, geistigen und körperlichen Erschöpfungszustand, der durch eine Antriebs- und Leistungsschwäche sichtbar wird.

Stress und Erschöpfung entsteht nicht plötzlich, sondern entwickelt sich in der Regel über einen längeren Zeitraum. Dabei gilt es zu verstehen, dass Stress nicht allein durch die Situation an sich entsteht, sondern durch das, was wir aus den Situationen machen. Erst wenn wir das Gefühl haben, einer Situation nicht gewachsen zu sein, geraten wir unter Stress. Es entsteht das Gefühl von Hilflosigkeit und je unkontrollierbarer eine Situation ist, desto mehr brennen wir auf Zeit aus und leiden an massivem Stress.

Was passiert mit uns in einer aussichtlosen Situation?

 Der meiste Stress tritt in Beziehungen und nicht in zu grosser Arbeitsbelastung auf. Als soziales Wesen bewegen wir uns permanent in einem Spannungsfeld zwischen inneren Bedürfnissen und äusseren Anforderungen, zwischen Individualität und Prägung, dem Wunsch nach Zugehörigkeit und der Angst vor Ablehnung. Der Mensch befindet sich dauernd in Beziehungen – ob Privat, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, auf der Strasse, in der Familie, mit sich selbst etc. Negative, fehlende positive Beziehungen zum Umfeld sowie die fehlende Beziehung zu sich selbst, lassen den Betroffenen ausbrennen.

Was hat die Beziehungsfähigkeit mit Erschöpfung zu tun?

Eine gute Beziehungsfähigkeit bedeutet im Austausch und Dialog mit dem Gegenüber oder mit sich selber zu sein. Eine Begegnung auf Augenhöhe ist zentral, unabhängig von Alter, Position oder Geschlecht. Die Bedeutung der Auseinandersetzung im Dialog setzt nicht auf den Zeitfaktor, sondern es setzt eine Beziehungsfähigkeit voraus. Die meisten Auseinandersetzungen und Begegnungen scheitern an der Unfähigkeit zum Gespräch auf Augenhöhe.

Erschöpfung und Wille

Warum es zu einer Überlastung kommt, warum ein Mensch jahrelang über seine Grenzen gelebt hat und worüber sich immer mehr Menschen erschöpfen – die Frage wird beim Thema Burnout gemieden. Erschöpfung oder auch Burnout ist kein Ausdruck von schwacher Willenskraft. Es entsteht nicht im Verstand und kann nicht allein über den Verstand gelöst werden. Anfangs sehr motivierte und engagierte Personen resignieren langsam und ziehen sich gesellschaftlich immer mehr zurück. Es ist der innere Kampf der immer stärker Raum einnimmt. Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit wachsen. Die Angst wandelt sich in Wut und Ärger um. Irgendwann hat man aber auch dafür keine Kraft mehr.

Rückzug als einziger Ausweg!

Der innere Kampf beginnt in dem Moment, wenn jemand gegen den eigenen Willen handelt! Je mehr sich eine Person gezwungen sieht von der eigenen für sie notwendigen Überzeugung abzurücken, und je weiter sie dies tut, desto mehr gerät sie in einen inneren Konflikt. Die eine hilflose Partei spürt für sich: „es ist alles gesagt“ – beide Standpunkte sind nicht zu vereinbaren. Während die andere Partei den längeren Atem besitzt, seine Position weiterhin äussert und durchsetzen will, fängt der andere an, sich stumm zurückzuziehen oder lauter Widerstand findet statt. Die Position auf irgendeine Art aufrecht zu erhalten, fordert unglaublich viel Kraft und Ausdauer. Es entsteht einen inneren kräftezerrenden Kampf, aber irgendwann hat für diesen Widerstand auch keine Energie mehr. Es fehlt an Kompetenzen zur Situationsbewältigung, ein Verlassen der Situation ist nicht möglich.

Wenn die Kräfte es noch zu lassen, wählt der Betroffene manchmal auch die Ablenkung, bloss nicht zur Ruhe kommen. Immer beschäftigt sein, dann muss ich nicht an die eigene Belastung denken und bin meiner Hilflosigkeit nicht unterlegen. Die Wege führen unweigerlich zu einem Rückzug, zur Erschöpfung bis hin zu einem Burnout. 

Auch der Körper reagiert!

Es ist ersichtlich, dass Erschöpfungszustände psychosomatisch entstehen – das heisst psychische Probleme führen hier zu Beschwerden, die sich auch auf der Körperebene äussern. Zum Beispiel:

  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Druck auf der Brust/ Engegefühl
  • Schlafstörungen
  • Magen-Darm Probleme
  • Herzklopfen
  • Muskelverspannungen
  • Schwindel/ Gleichgewichtsstörungen
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infekte
  • Depression

Oft kümmert sich der Betroffene um seine Körpersymptome und erkennt dabei nicht, dass die absolute Hilflosigkeit und die Ohnmacht den heftigen Stress auslösen.

Erschöpfung ist keine Frage der Intelligenz

Intelligenz ist bei Burnout Patienten meist das geringste Problem – sie erkennen jedoch nicht, dass notwendige Veränderungen nicht über eine rein rationale, vom Gefühl isolierte Erkenntnis zu erreichen sind. Das Burn-out-Syndrom ist das Ergebnis eines längeren Prozesses, bei dem schliesslich Ernüchterung, Frustration oder Gleichgültigkeit umschlägt.

Rational ist dem Betroffenen zwar oft bewusst, dass ein zu hoher Anspruch an sich selber ein Problem darstellt, doch diesen aufzugeben gelingt jedoch nicht, da sie mit ihrer Prägung emotional identifiziert sind. Rechtzeitig die Reisleine zu ziehen und die eigenen Grenzen zu wahren – ebenfalls oftmals eine Unfähigkeit, entstanden durch die Prägung des Elternhauses. Die Zusammenhänge werden ganz lange nicht erkannt.

Prägungen – der zentrale Faktor!

Die prägenden Erfahrungen des Lebens finden wir vor allem die ersten Jahre des Lebens innerhalb des Elternhauses. Es sind viel weniger einzelne Situationen, sondern vielmehr die täglichen Atmosphären, die wir erlebt haben in den wir aufgewachsen sind. Die äussere Realität unseres Elternhauses ist die Normalität, die wir lernen nach der wir uns richten und verinnerlichen. – So lange bis wir sie hinterfragen und eine eigene entwickeln.

Haben Sie sich schon mal gefragt, womit Sie sich identifizieren? Was brauchen Sie um entspannt zu bleiben? Was muss erfüllt sein, damit Sie zufrieden sind? Wer bin ich, und was brauche ich? Warum reagiere ich, wenn mich mein Vorgesetzter mit seinem Schweigen „bestraft“? Warum schaffe ich es nicht, eine Arbeit zu delegieren, arbeite bis zum Umfallen und strebe immer noch nach dem Perfekten? Warum ziehe ich mich zurück, wenn meine Ideen nicht auf fruchtbaren Boden fallen? Oder warum sehe ich in jeder Argumentation ein Kampf und muss mich zwingend durchsetzen, sonst verliere ich „das Gesicht“?

Auch die eigene Definition über Leistung und Anerkennung ist ein grosses Thema – denn mit geringem Selbstwert lechzen die Betroffenen nach Anerkennung und sind auf der Suche nach stetiger Selbstbestätigung – oft über Leistung bis hin zum Motto „Grenzen sind dazu da, um überschritten zu werden“ oder Das Beste ist noch nicht gut genug! Oft auch bei Frauen ein grosses Thema „grenzenloses Tun für andere“ eine Art Selbstlosigkeit. Warum setzen wir uns diese hohen Massstäbe und vergessen uns dabei?

Ein Kind braucht Anerkennung und Geborgenheit der Eltern für sein psychisches Überleben. Wenn diese nicht ausreichend vorhanden waren und dies nicht verarbeitet wurden, entstehen im Erwachsenenalter häufig innere, überproportionale empfundene Notwendigkeit nach Anerkennung und Harmonie. Diese sind in der äusseren Realität nicht immer umsetzbar und führen so zu einem inneren Konflikt.

Äussere Veränderungen – ein Ansatz der ins Leere führt!

Es sind häufig die inneren Ohnmachtserfahrungen die auf die äussere Realität projiziert werden. Jedoch wird viel häufiger alle Hoffnungen auf eine alleinige Veränderung der äusseren Umstände gesetzt. Doch äussere Realität lässt sich selten ändern, im Gegensatz zu den inneren. Das heisst nicht sich selbst aufgeben oder verbiegen zu müssen sondern in einer Neueinschätzung, Neuordnung und dem Kennenlernen der eigenen Bedürfnisse die innere Realität verstehen. Das Ziel ist eine individuelle Weiterentwicklung und Reifung erleben.

Bloss weg mit den Gefühlen!

Nur eine geringe innere Dialogfähigkeit und somit hohen Scheu vor Konflikten lässt die Betroffenen andere Wege wählen. Anstatt konstruktive Auseinandersetzungen zu suchen werden Auseinandersetzungen eher vermieden, totgeschwiegen oder heruntergespielt.  Die erdrückende Last, der Kampf ist unerträglich. Diese Phase ist gefährlich, weil Aussenstehende oft nicht bemerken was genau passiert. Die Wahrnehmung wird weiter abgeschaltet, der Konflikt weiter verdrängt und ausgeblendet. Der Übergang seine Gefühle abzuspalten ist fliessend, Hauptsache nichts mehr spüren. Immer mehr drohen der totale Rückzug und das Fernbleiben in der Gesellschaft. Termine die nicht zwingend notwendig sind werden abgesagt, soziale Kontakte werden als belastend erlebt. „Bitte lasst mich nur noch in Ruhe“ sind häufige Gedanken. Der Betroffene versucht irgendwie zu funktionieren und gegen Aussen die Haltung zu bewahren. Wie lange das möglich ist, hängt von den unterschiedlichen Kraftreserven jedes Einzelnen ab.

Ebenso wächst die Gefahr von Suchterkrankungen als Kompensation. Alkohol, Tabletten, übermässiger Sport, wechselnde Affären, übermässiger Tabakkonsum etc. können zum Thema werden. Wut und Ärger und Aggression überfordern – muss gelernt werden mit diesen Gefühlen einen Ausdruck finden.

Ich kann nicht mehr!

Ein entscheidender Baustein auf dem Weg zum Burn-Out ist die Unfähigkeit mit den eigenen Gefühlen umzugehen und diese zu äussern, statt zu unterdrücken. Gefühle zu ignorieren ist der sichere Weg für das eigene Aus. Es entsteht die Flucht vor sich selbst, bis der Stecker gezogen ist – es geht nichts mehr. Auf der Körperebene ist eine massive Kraftlosigkeit vorhanden und Körpersymptome sind chronisch. Der Alltag ist stark beeinträchtigt und die Bewältigung einfachster Aufgaben kaum mehr möglich. Allgemeine Starre, Gefühl der Gefühlslosigkeit, Teilnahmslosigkeit, wachsende eigene Isolation“, Sinn- und Hoffnungslosigkeit dem Leben gegenüber. Diagnose Burn-Out!

Was ist zu tun?

Der erste Schritt auf dem Weg zur Veränderung ist die Erkenntnis. Was ist also der entscheidende Punkt für die Stressentstehung? Es ist unsere Identifikation! Je mehr davon nicht erfüllt wird desto mehr sind wir unter Stress. Die Nichtakzeptanz einer Situation, welche nicht geändert werden kann, laugt komplett aus und wir laufen in eine Erschöpfung.

Betroffene finden den Ausweg, in dem sie sich ihrer eigenen Identität und den Unterschied zur eigenen Prägung bewusst werden. Man muss lernen nicht zu funktionieren, sondern bereit sein ernsthaft mit sich selbst in Dialog zu treten. Authentisch und mit der Erkenntnis was sind die eigenen Bedürfnisse. Holen Sie sich professionelle Hilfe um die Unterscheidungen zu erkennen und zu lernen, für sich einzustehen und sich im Innersten kennen lernen.

Wahrnehmung trainieren & Entspannung suchen

Betroffene können auch im Alltag die eigene Eigen- und Fremdwahrnehmung trainieren und Achtsamkeit lernen. Entspannungstechniken und Ruhepausen unterstützen zusätzlich, sich selber gelassener zu begegnen und seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen. Zum Beispiel mit: 

  • autogenes Training,
  • Atemübungen oder
  • progressive Muskelentspannung
  • Yoga
  • Meditation
  • Qigong
  • Tai-Chi
  • Etc.

Burn-Out und starke Erschöpfung ist heilbar und die Leistungsfähigkeit kann wieder vollständig hergestellt werden. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass an den entscheidenden Punkten ein deutliches Umdenken und konsequentes Handeln erfolgt.

Lösen Sie sich von Ihrem Leid! Kommen Sie in ihr tiefes Bewusstsein, lernen Sie echte Dialoge mit sich zu führen und eigene Entscheidungen zu treffen.

Herzlich, Madelaine Zurfluh